Mai 08, 2012

le choc des cultures

{zusammenstoß der kulturen}

Paris ist schön, romantisch und charmant, hat immer einen leicht rosa-farbenen Schimmer, riecht gut,  glitzert,  ist unbeschreiblich stilsicher, schmeckt lecker und ist sogar in seiner Häßlichkeit schön... klar. Jetzt, wo ich quasi in einer Prinzessinnen-Wohnung lebe, bekomme ich natürlich oft Kommentare von der Sorte "Oh, Paris, wie toll!", inklusive einer Brise Neid (aber der von der netten Sorte). Natürlich ist die Stadt toll (auch wenn ich über ein Leben in Großbritannien viel mehr Euphorie verbreiten würde) ... aber wenn man hier lebt, bekommt man die negativen Seiten manchmal in voller Breite geboten. 



Beispiele? Die Wohnungen und der Wohnungsmarkt sind im Allgemeinen ziemlich doof. Aus unserer letzten Wohnung sind wir ja hauptsächlich ausgezogen, weil sie sehr schlecht isoliert war, die Wände immer rissiger wurden und außerdem so dünn waren, dass wir das Leben unserer Nachbarn hautnah miterleben durften, und natürlich auch, weil wir den Kampf gegen den Schimmel immer mehr verloren. 
Der öffentliche Verkehr ist in z.B Dresden wesentlich besser, denn dort kommt man auch nach Mitternacht noch sicher nach Hause und die Busse und Bahnen sind selbst im Winter viel zuverlässiger. Man kommt nicht zu spät zur Arbeit, nur weil jemand noch Kaffee trinken, rauchen und mit den Kollegen quatschen musste, bevor er seinen Bus bedient. Die Bürokratie und all die Formulare... das ist tatsächlich umfangreicher als in Deutschland. 
Ach ja, und die Sprache... die Franzosen lieben sie - größtenteils so sehr, dass sie nichts anderes sprechen oder verstehen wollen. Dass in Touristengegenden mittlerweile auch Englisch gesprochen wird, versteht sich... da klatsche ich auch Beifall. Da sind sie gar nicht mehr so "verbohrt" (wenn es ums Geschäft geht). Allerdings passiert es immer noch, dass ein Bäcker blöde guckt, wenn man einen Artikel verwechselt und so tut als hätte er keine Ahnung was "un baguette" (muss natürlich "une" heißen!) sein soll. Schlimmer, wenn sich da der Apotheker dumm stellt - das ist schon fast unethisch. So allerdings einer Freundin passiert. Schön finde ich auch, wenn man mir auf Feiern erklärt, dass ich bitte nur Französisch sprechen soll, ich sei ja schließlich in Frankreich... nee, is klar... Sprachlosigkeit lag mir schon immer! 

Warum regt sie sich denn nun eigentlich so auf? Gute Frage... ich befürchte, es wird Zeit für meinen persönlichen Kulturschock (dauert eben manchmal). Der ist nicht furchtbar riesig und schockierend, aber eben da... es gibt Unterschiede, die ich manchmal nicht ignorieren kann, die mich nerven und heute gab es die Krönung des Ganzen. 
Ich bin kein Freund von Montag-en (wer schon?), aber lasst euch kurz gesagt sein, meine Woche fing überhaupt gar nicht gut an... als ich die Arbeit hinter mir ließ, durfte ich dann aber in die Sonne schauen und dachte, jetzt wird`s wieder gut. Dank Brückentag (der 8. Mai ist in Frankreich offiziell frei) war das Verkehrschaos auch überschaubar und so war ich sogar relativ zügig...  schnell noch Brot gekauft... beim Umsteigen von einer Metro in die nächste ging es nur ein wenig eng zu... und kurz vor Erreichen des Bahnsteigs hatte ich auch so ein komisches Gefühl. Es zieht ein wenig an der Tasche und ich drehe mich um, blicke in ein ertapptes Augenpaar... dann geht alles schnell... ich drehe die Tasche nach vorn (normalerweise mache ich das auch immer so in der Metro, da ich nicht will, dass die jemand entgegen geschleudert bekommt, wenn ich mich drehe und wende, aber irgendwie hatte ich noch die andere Tüte... und egal... ) und stelle entsetzt fest, dass alles offen ist! Dreh- UND Reißverschluss! Ich taste nach meinen Sachen... Telefon und Portemonnaie sind noch da - bloß gut! Als ich kapiert habe, was da gerade vorgefallen ist, ist der Typ weg und meine Beine ganz schwammig... ich setz' mich erst mal und warte bis das komische Gefühl vorbei ist... ich sitze da und bin total verblüfft, wie schnell und leise er die Tasche aufbekommen hat (ich bin da echt übersensibel). Ich bin tierisch erleichtert, dass ich es rechtzeitig bemerkt habe... ich bin wütend über seine Dreistigkeit... und meine Lähmung... danke Paris, manchmal bist Du echt doof!


Paris is beautiful, romantic and charming, it always has a soft pink shimmer, smells nice, glitters, is incredibly stylish, tastes nice and is wonderful even in its ugliness… of course. Now that I live in an apartment made for princesses I get comments like “Oh, Paris, how wonderful!” including this little bit of jealousy (but the nice kind). The city is certainly awesome (although I could honestly be more euphoric about living in Great Britain) … but when you live here you are also experiencing every bit of possible downsides.

Examples? The apartments and the housing market are usually just annoying. We left our last apartment mostly because it was badly isolated, the walls showed more and more cracks and were so thin we could participate in our neighbor’s lives, and especially because we kept losing our battle against the mold. 
The public transport is a joke sometimes and e.g. way better in Dresden. There you can easily get home even after midnight and the busses and trams are more reliable – even in winter. You won´t be late at work just because somebody really needed to have a coffee, cigarette and a chat with the colleagues, before (s)he drives the bus. The administration and all those forms… I am sure it is more extensive than in Germany (and I really did not think it was possible!)
Oh, and of course there is the language… French people love it – most of the time so much that they do not speak or want to understand anything else. That they started speaking English (or Japanese) in the tourist areas is really nice and I am applauding for this! They are more open now (when it comes to business). But it still happens that a baker looks at you like you are from another planet when you want “un baguette” (of course it’s “une”). Even worse when a pharmacist does the same – that is almost unethical – it happened to a friend. I especially love being told to please just speak French when attending parties. Hey, you are in France, you should not speak anything else but French… yeah, of course… I love being mute!

Now why is she raging like this? Good question… I am afraid it is time for my moment of cultural shock (takes time sometimes). It is not terribly huge or too shocking but it is there… and today I got a little cherry on top. 
Mondays and me never have been good friends (anyone really liking this day?) but rest assured this one was especially stupid and my week did not start well… but after work there was even a tiny bit of sunshine and I thought everything’s going to be fine. As most of the Pariasians seem to have extended their weekends and taken the Monday off (the 8th of May is an official holiday in France), commute was not too bad… bought some bread on the way… only during changing from one Metro to the next it was a bit crowded… and shortly before arriving on the platform I had a really strange feeling. My bag moves a bit and so I turn and look into guilty caught-in-the-act eyes… then everything is really fast… I turn my bag to my front (usually I wear it in front when I am in the Metro because I don´t want it to “bump” into people – that`s just not polite… but somehow I also had this other bag… and… oh, well) and have to see that everything is open! Clasp and zipper! I feel for my stuff… mobile and purse are both still there – lucky! As soon as I realize what just happened the guy is gone and my legs are all wobbly… I sit down and wait for this strange feeling to pass. I sit there and am totally amazed how fast and silent this guy opened my bag (I am seriously over-sensitive about that). I am so relieved that I noticed just in time… I am angry about his boldness… and my paralysis… thanks, Paris, sometimes you are real stupid!





9 Kommentare:

  1. Ach Süße, lass' Dich drücken... aber schieb' es nicht auf Paris. Das hätte Dir leider überall passieren können. Viel wichtiger ist, dass alles noch da ist und vor allem, dass Dir nichts passiert ist.
    Und trotzdem, es stimmt schon, Paris wird eigentlich überbewertet. Einfach weil dieser Stadt ihr Ruf voraus eilt. Man bekommt ja förmlich eingeimpft, dass man unbedingt mal da gewesen sein sollte. Aber dort zu leben oder nur zu Besuch zu sein, ist mit Sicherheit was anderes. Das sehe ich ja schon hier in meinem "Kaff" in Deutschland. Als ich immer nur zu Besuch hier war, war alles irgendwie anders. Leichter. Jetzt, wo ich hier lebe und weiß, ich komme so schnell auch nicht weg und unter den gegebenen Umständen finde ich alles gar nicht mehr so leicht...

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  2. Ach ja, und trotzdem... Bonne Fête de la Victoire ;-)

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  3. Oha! Da wäre mir auch anders geworden! Oh man! Glück gehabt!!! Aber echt! Davor hab ich auch immer bissl Bammel, dass mir sowas mal passiert!!
    Aber das hätte dir wohl auch wo anders passieren können, aber, manchmal kommt alles zusammen und man regt sich einfach nur auf. :-) Es gibt sicher auch schöne Seiten an Paris, die es so in Deutschland nicht gibt?!

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  4. boah glück gehabt! puh!
    eine freundin von mir hat lange zeit in madrid gelebt, sie wurde drei mal in der metro ausgeraubt! alles weg! und sie hat's nicht gemerkt. Einmal wurde ihr die Tasche einfach von unten mit einem Messer aufgeschlitzt und sie merkte nur, dass es plötzlich leichter wurde an der schulter, da war es schon zu spät... ÄTZEND!

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  5. stimmt ja, nebenliebe und so nen mist war paris ja für seine taschendiebe bekannt. dass dort nachts um zwölf die bahnsteige hochgeklaptt werden, fand ich auch megaweird. weshalb ist der 8.mai frei? wegen kriegsende?
    (ps: kannst ruhig auf deinem eigenen blog antworten- ich abonniere immer die folgekommentare.)

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  6. ja, am 8. mai wird der tag der befreiung gefeiert... einer der wenigen feiertage mit nicht-christlichem hintergrund hier... und bis auf die fähnchen an den bussen und so, hat man es eigentlich nicht bemerkt...

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  7. nice. hier feiert das nur die antifa :)

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  8. vielleicht ist die ja in der antifa.

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