Juni 21, 2012

la marquise invite

{die markgräfin lädt}


Eigentlich ist ein Kleid am Ende doch nur ein Kleid. Warum gab es für mich denn so viel Aufregung darum? Nun, zunächst war das meine erste französische Hochzeit und irgendwie sind die Menschen hier insgesamt besser angezogen (wie ich finde und ohne das es schwierig aussieht... gemein!). Da will man nicht wie ein deutscher Bauerntrampel daneben stehen. Dazu kam noch, dass bestimmt fünf Mal auf der Einladung ein Adelstitel stand... ja, wenn der Empfang nach der Trauung auf dem Landsitz der Großmutter der Braut stattfindet, klingt das schon nach etwas... übrigens ist das eben jene Familie, die auch dieses nette Strandhäuschen besitzen, in das wir u.a. im Januar eingeladen waren (Posts hier >> und hier >>).


Jetzt aber zum (seid gewarnt: ausführlichen) Bericht! Eigentlich sollte der Tag recht entspannt beginnen. Wir wollten zusammen mit Aurélien und zwei weiteren Gästen mit einem Mietauto gen Normandie fahren. Leider gab es Verzögerungen beim Verleih und dann war auch eine Mitfahrerin nicht ganz pünktlich. Zu fünft war es trotz der Größe des Wagens doch irgendwie eng... ich sitze ungern nah an jemanden, den ich nicht kenne. Außerdem war das Verkehrschaos in der Stadt mal wieder perfekt und die ursprüngliche Route konnten wir gar nicht nehmen. Unsere geplante Fahrzeit verlängerte sich so ganz schnell um über eine Stunde. Da hieß es dann sich unterwegs umzuziehen - auf einem Rastplatz! Wunderbar mit meinem hellen Kleid... aber so konnten wir Zeit sparen und waren auf die Minute genau an der wunderschön gelegenen Kirche. 


Wir zogen gleich nach dem Brautpaar ein, um so die letzten Plätze zu ergattern. In der Hälfte der Zeremonie wagte ich einen Blick nach hinten: wir waren nicht die letzten Gäste gewesen. Die mussten ganz hinten in der kleinen Kirche stehen. Ich fand es spannend, gleich so viele Hüte und extravaganten Haarschmuck zu sehen. Die Gäste waren so schick, wie ich es mir vorgestellt hatte.


Da das Paar nur zur Hälfte französisch ist, war die Zeremonie auf Französisch und Englisch (der Bräutigam kommt aus den USA). Das war für mich natürlich angenehm, weil das Programmheft ebenso zweisprachig war und ich alles verstehen konnte. Insgesamt fand ich die Messe ein bisschen lang, aber weniger steif, als ich es bei einer katholischen Trauung vermutet hätte. Der Priester war eigens aus den USA angereist.


Danach fuhren wir schnell zu unserer Unterkunft, um unsere Sachen abzuladen. Ich probierte mich an einer Frisur in fünf Minuten, gab aber schnell wieder auf... das musste eben so bleiben... ein ordentliches Make-Up bekam ich in der kurzen Zeit auch nicht zustande. Dann ging es zum Sekt-Empfang, wo ich mich ein wenig ärgerte, nicht besser nachgedacht zu haben... auf frischem Gras sind hohe Schuhe mit Pfennig-Absätzen ziemlich nutzlos. Aller zwei Sekunden versinkt man im Grün. Ich gab also auf und wechselte in meine flachen Treter, auch wenn das nicht unbedingt wunderschön aussah. Überall wuselten Kellner mit Häppchen umher, es gab mehrere Tische, an denen man sich mit Getränken versorgen oder die Köche bei der frischen Zubereitung von weiteren Snacks bestaunen konnte. Köstlich!


Es wurde kühler und leider hatte ich außer meinem Sommermantel nichts weiter dabei... unpassend, ich biss also die Zähne zusammen. Schließlich musste das große Zelt, in dem dann weitergefeiert wurde, wärmer sein! Dort konnte ich dann wieder meine hohen Schuhe tragen - aber warm wurde es leider nicht. Nach einer kurzen Rede der Brauteltern (sehr süß mit dem Versuch auch Englisch zu sprechen und irgendwie rührend) ging es auch ans Essen... es gab keine festgelegte Tischordnung und keinen Tisch für das Brautpaar. Die wechselten einfach immer, um mit allen Gästen sprechen zu können und dachten, ihre Gäste würden das auch tun. Das gab es natürlich kaum. Größtenteils blieben die bekannten Grüppchen unter sich... es gab auch keinerlei Anregungen, das irgendwie zu ändern... keine Namenskarten, keine Hinweise, wer welche Sprache sprechen könnte... schade eigentlich.


Das Hauptgericht (Fisch mit Reis und/oder Lamm mit Kartoffel-Gratin) war sehr lecker, aber ständig wurden einem Teller und Besteck geklaut. Die Kellner waren emsig dabei Wein und Wasser auszuschenken und abzuräumen. Danach gab es eine Rede der BrautGeschwister, anschließend kamen Käse und Salat. Viele Freunde des Brautpaares hatten sich einen Tanz überlegt, den sie ebenfalls vorführten. Besonders spannend war für mich der Enthusiasmus einer Trauzeugin, der dazu führte, dass ihr bei der Liedzeile "ready to explode" das trägerlose Kleid runterrutschte... und leider auch der BH. Vorm Dessert gab es ein bisschen Feuer, denn dazu gehörte auch die Hochzeitstorte (dekoriert mit Keksen, weil das Brautpaar die soooo liebt). Die Leckereien, die da aufgetischt wurden, machten das Dessert zu meinem liebsten Gang. Es gab u.a. Erdbeerminzsoße, Caramell-Eiscreme, Mini Crème Brûlée, kleine Apfel-Crêpes, Törtchen, Kekse, Kuchen... alles sehr süß und sehr lecker. Zum Abschluss natürlich Café.


Schöne Menschen, schönes Essen... aber kaltes Zelt und nur zwei Toiletten (Dixie-Style) für mindestens einhundertfünfzig Personen, die nicht mal einen Spiegel hatten und denen auch noch das Licht ausging, als es Dunkel wurde... ganz wunderbar mit einem hellen Kleid. Ich schätze mal die Familie konnte im Haus gegenüber normale Toiletten benutzen... 
Endlich gab es dann noch ein Spiel (das typische "ER/SIE", wo die beiden bestimmen müssen, wer von beiden immer etwas macht o.ä. und sich dabei nicht sehen können) und danach tanzte die Braut mit ihrem Vater, der anschließend an den Bräutigam übergab. Die Tanzfläche durfte bestürmt werden... wurde sie auch - bis das Zelt nur so krachte. Da wurde es dann auch endlich warm. Hach... ich hätte mehr Bilder machen sollen!



A dress is just a dress after all. Why did I make such a fuss about it then? Well, first of all it was the first French wedding I attended and the people here are usually better dressed (in my opinion! they even make it look so effortless and easy… mean!). I just did not want to look like a German yokel. In addition to that there were nobility titles all over the invitation… it really sounds like something when the reception takes place at the grandmother’s manor… by the way we are talking again about the family whose nice beach home we had the honor to visit in January (you can read about it here  >>  and here >>).


Now let’s start with my report (be warned: this will take a while!). We wanted the day to start rather relaxed. Together with Aurélien and two other guests we wanted to head to Normandy with a rented car. Unfortunately there were huge delays at the rental company. Five people in this car (although it looked comfy enough) were one too many… I just don´t like being close to people I don`t really know. The usual traffic chaos in Paris was even worse and we could not take the route we planned. We had a delay of over an hour by then. This meant changing into the dress en route… at a pull-in! Lovely with the light kind of dress I chose! Well, we saved some time and arrived at the beautiful chapel just in time. We went inside just after the happy couple and claimed the last seats. In the middle of the ceremony I sneaked a peek and saw that we had not been the last ones. Those had to stand in the back of the church. I was fascinated by seeing all those hats and fancy hair-dos. The guests were as chic as I had imagined.


As the couple is only half French the ceremony was held in French and English (the groom comes from the US). So I really enjoyed being able to understand everything because the booklet for the wedding was also bilingual. Maybe the whole mass was a bit long but it was less stiff than one could expect from a catholic wedding. The reverend especially came from the USA to perform the ceremony.


Afterwards we stopped by our lodgings to drop our stuff. I tried to manage a five-minute-hairstyle but failed miserably… I had to leave it be… no time for a decent make-up either. Yeah! next stop was the reception – taking place on a cute lawn in front of the grandma`s house. I was angry at myself for not having thought about that. My shoes were simply impossible to wear – I was sinking into the fresh green with every step – so I changed back to my flat shoes. Not too pretty. There were waiters everywhere serving yummie treats. There were several tables where one could get beverages or check out the cooks while preparing more delicious snacks.


It was getting colder and i had nothing but my summer coat with me… not suitable, so i tried staying strong. I was sure the big tent where we would keep on celebrating had to be warmer! I could wear my high-heels again – but unfortunately it was not warm at all. After a short speech of the bride´s parents (so cute, especially the English, and also touching) dinner was served… there was no special table arrangement and no table for the bride and groom. They changed tables all the time so they could talk to all their guests and thought their guests would do something similar. of course they rarely did. Almost everybody stayed with the groups they already knew… there was no encouragement to change that… no name tags, no clue as to what language somebody spoke… a pity.


The food in the tent was also very savory but the waiters kept on “stealing” the plates and cutlery all the time. They were diligently providing water and wine, and of course trying to keep the table tidy which meant clearing away constantly. There was another speech – held by the brother and sisters of the bride. Then a dance that friends had especially choreographed for the couple. Rather interesting was one of the maids of honor – she was so enthusiastic about dancing that her dress slipped during the song line “ready to explode”… unfortunately also her bra. Before dessert there was some mini firework as it was also time for the wedding cake (decorated with cookies as the two of them love cookies - cute). The dessert was definitely my favourite course. There was strawberry mint soup, icecream, small crème brûlée, tiny apple crêpes, cake, tarte, fruit… everything very sweet and delicious. Completed by coffee of course.


Beautiful people (how lovely is this bride? sigh!), beautiful food… but a cold tent and two toilettes (Dixie style) for at least one hundred and fifty guests – with no mirror and after dark no light… really wonderful with a light dress. I guess the family could use the normal toilets in the house… 


Finally there was a game (the usual „HIM/HER“ – the two have to answer certain questions without seeing each other like „Who fell in love first?“). The bride`s father danced with the bride and then gave her away to his son-in-law. After that everybody stormed the dancefloor… till the floors were cracking. So in the end it was warm. Oh, i should have taken more pictures!


5 Kommentare:

  1. Wir hübsch ihr ausgesehen habt :) Ihr gefallt mir besser als das Brautpaar obwohl die Braut wirklich ein hübsches Kleid trägt.

    Von Dutch und Duchesse hätte ich eventuell etwas mehr erwartet als ein Zelt und unbeleuchtete Dixie-Klos, aber jede Hochzeit ist eben anders. Wie wichtig die Tischordnung ist merke ich bei jeder Hochzeit immer wieder. Ich mag es nun so, wie es an der Hochzeit von Marcs Tante war, am liebsten. Das Brautpaar hat mit viel Mühe 8er Tische gestaltet und gemischt und hat zwischen jedem Gang die einzelnen Leute über Mikro vorgestellt, so dass man a) wusste wer welche Sprache spricht und b) wusste ob Familie oder Freunde und aus welchem Lebensabschnitt. Das war aufwendig, aber hat die Stimmung super gelockert :) Will ich auch so machen. Nur werden wir nicht über 100 Gäste haben :P

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  2. ohne Tischordnung finde ich auch schlecht...bei allen vergangenen Hochzeiten wäre ich ohne mitdenkende Gastgeber sonst immer aufgeschmissen gewesen, als einzige mit englischem Mann. Aber über fremde Hochzeiten zu lesen ist immer großartig :-)

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  3. Alles wunderschön, bis auf die Dixie Toiletten. Das geht gar nicht. Sowas könnte mir die Hochzeit versauen. ;o) Und ohne Licht glaub ich, hätte ich nen Aufstand gemacht. DA hat man doch Angst sich zu bewegen. ;o)

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  4. Du sahst traumhaft toll aus!!! Wunderschön. Und dein Freund und du, ihr seid ein hübsches Paar. :)

    Die Hochzeit hört sich, bis auf das Toiletten-"Problem" toll an. :) Schöne Bilder!

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  5. Ihr seid wirklich ein schönes Paar :) Und es scheint eine schöne Hochzeit gewesen zu sein. Bei der Location, welche ja wirklich eine Traumhafte Umgebung hat, wenn auch die Toiletten nicht ganz das Wahre sind. Bei der eigenen macht man es einfach besser ;) Und gute Besserung :) LG

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