Juli 26, 2014

habiter à paris/berlin


Vor einiger Zeit hatte ich mir vorgenommen, ein paar Aspekte zwischen Paris und Berlin zu vergleichen. Viele von euch hat interessiert, wie es denn mit der Wohnungssuche in den beiden Hauptstädten aussieht. 
Sie nähern sich definitiv an. Die Mietpreise sind zwar noch relativ unterschiedlich, aber die Wohnungssuche ist in beiden Städten immer schwieriger geworden. Während es in Paris alle in die Mitte der Arrondissement-Spirale zieht, will man in Berlin doch zumindest innerhalb der Grenzen der Ring-Bahn wohnen. Beides ist in diesen Großstädten eine Herausforderung. Es herrscht einfach ein gewisser Platzmangel.
Zu Anfang war ich noch überrascht, wie viel Miete man in Paris für so wenig Fläche zahlen muss. Da kam ich aber frisch aus einem preiswerten Dresden. Unsere Wohnung in Vincennes hatte gut geschnittene 38m², die allerdings durch die Lage in einem "besseren" Vorort durchaus preisintensiv waren. Außerdem war man mit der Metro in einer halben Stunde in der Pariser Innenstadt. Es gab genügend Interessenten und dass wir die Wohnung am Ende beziehen durften, hatte durchaus mit Glück zu tun. Die wunderschöne Wohnung in Montrouge (immerhin steigern wir uns auf enorme 47m², mehr Ruhe und eine phantastische Aussicht) bekamen wir durch "Beziehungen" - jemand kannte jemanden, der jemanden kannte, dem die Wohnung gehörte. Das ist schon ein riesiger Glücksfall, mit dem man nur selten rechnen kann.
Man sollte nicht vergessen, dass die Vorschriften in Frankreich anscheinend weniger streng sind - sehr kleine Wohnungen mit schlechten (oft nur elektronischen) Heizungen, undichten Fenstern, papierdünnen Wänden, sanitären Anlagen außerhalb der Wohnung und anderen fragwürdigen Ausstattungsmerkmalen können wegen ihrer guten Lage trotzdem enorm viel kosten. Ein "preiswertes" Beispiel, das mir gerade einfällt, ist die Studio-Wohnung (also alles in einem Raum) einer Freundin. Sie mietet knapp 20m² (mit eigenem kleinen Bad) im 5. Arrondissement für 700 Euro. Das ist tatsächlich ein ganz gutes Preis-Leistungsverhältnis für die Lage...
Für den Umzug nach Berlin griffen wir auf eine Agentur zurück, da wir ja nicht ständig reisen konnten, um uns Wohnungen anzusehen. Hier haben wir nun fast 60m² für ca. 400 Euro weniger Miete als in Montrouge - und das auch noch für eine zentral gelegene Wohnung im "Stadtinneren". Leider muss man dafür natürlich eine entsprechend hohe Provision bezahlen, die durch den Service der Immobilienmakler eigentlich in keinster Weise gerechtfertigt wird. Bei der erneuten Wohnungssuche in Berlin versuchten wir anfangs weitgehend darauf zu verzichten, fuhren mit steigendem Zeitmangel dann aber "zweigleisig", d.h. suchten parallel zu den Makler-Angeboten selbst auf diversen Portalen. Letztendlich sehen wir, dass in beiden Städten Bekannte und Zufalle die besten Ergebnisse liefern.
Was in beiden Städten ungefähr gleich aussieht, sind die Anforderungen an den Mieter. Möchte man eine Wohnung haben, sollte man das Doppelte, besser noch Dreifache, der Miete als Gehalt (die drei letzten Gehaltszettel bzw. den Arbeitsvertrag mitbringen!) nachweisen können (in Paris kommt es sogar oft vor, dass Mieter nur genommen werden, wenn sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag (sog. CDI) vorweisen können!), dazu muss man bestätigen, dass man keine Schulden hat (Schufa und Bestätigung der Mietschuldenfreiheit des aktuellen Vermieters), und eine Kopie seiner Personalien mitbringen. Dazu kommt manchmal die Forderung einen Bürgen (oft Eltern) zu benennen und diese Bürgschaft natürlich vorzulegen. Am besten ist man außerdem ein gut verdienendes, ruhiges, ordentliches Paar in einer festen Lebensgemeinschaft (in Paris am liebsten verheiratet) ohne Haustiere.
Einer der größten Unterschiede ist, dass viele Mieter in Paris zum Käufer werden und ihre Wohnung einfach ab-bezahlen statt sie zu mieten. Im Falle meines Schwagers waren die Raten billiger als die Miete und das scheint wohl öfter so zu sein. Es ist durchaus üblich, dass ein Vermieter die aktuelle Wohnung zum Verkauf anbietet, sobald man eine gewisse Zeit darin gewohnt hat. Diese Wohnungen bleiben dann im Familienbesitz oder werden später erneut verkauft. Für Berlin ist das noch relativ neu, aber Eigentumswohnungen vermehren sich durchaus... genau wie die Bewohner der Stadt. Durch viele Zugezogene (ich bin ja auch eine) schwindet der Platz, erhöhen sich die Mieten. Der Wohnungsbau hält nicht so richtig mit. Glücklicherweise ist Berlin aber insgesamt größer und weiträumiger als Paris... die Situation wird sich wohl nicht zu schnell auf ein "gleiches Niveau" begeben. Dazu kommt, dass Berlin weniger auf das Zentrum fixiert ist. So wie in Frankreich alles nach Paris strebt, stürzt sich in Paris alles in die "Mitte" - Deutschland ist föderalistisch und die Stadtteile Berlins sind es irgendwie auch, sodass jeder Bezirk ein eigenes Zentrum hat.


Some time ago i started comparing different aspects of Paris and Berlin by talking about public transport. A lot of you had been interested in what I could say about the apartment search in both cities.
They’re definitely approaching a similar level. The rents are still rather different but the search has gotten really complicated. While in Paris everybody is drawn into the centre of the arrondissement spiral, people in Berlin try at least to stay within the boundaries of the “Ringbahn” (inner city train that circles Berlin). Both are challenging in the two capital cities. There’s just this tiny issue of lack of space.
At the beginning i was really surprised by rents in Paris. Why pay so much for so little space? Well, I was coming from cheap rent Dresden. Our apartment in Vincennes offered well cut 38m² that were still pricey because of the location in one of the “better” suburbs, including a 30minutes only metro ride to the centre. There had been enough people interested and that we got this apartment was just pure luck. The wonderful apartment in Montrouge (enormous and much calmer 47m² with a phenomenal view!) came to us through connections. Somebody knew somebody else who knew someone who owned the apartment and searched for a new tenant. That was a huge amount of luck, something really rare that you can’t count on. 
You should always keep in mind that the rules and regulations in France differ from the German ones – tiny apartments with bad heating (often only electrical), leaky windows, paper thin walls, sanitary facilities outside of the apartment and other questionable features could be very expensive because of the good location. One “good” example that I remember right now is a friend’s 20m² studio (so all in one room, except for a tiny extra bathroom) which she rents for 700 euros. That is a quite a good deal for the 5th arrondissment…
When we moved to Berlin we had to rely on an agency as we couldn’t really travel every time for a visit. We now have about 60m² paying 400 euros less than in Montrouge –and we live in a rather central part of the “inner” city. Unfortunately those agencies always claim huge provions for the little service they provide (at least for us the ratio was simply wrong). When we had to search again we tried to find a place without the “help” of agencies but with time running out we registered again, although we kept on searching on our own through different websites. In the end we made the experience that a mix of hear-say, friends and chance create the best results.
Both cities have about the same requirements for the tenant. When you are interested in an apartment you should be able to prove that you earn double, better even triple, the amount of rent (bring your last three pay slips or work contract! Parisians even go so far as to only search for tenants with unlimited contracts (so-called CDI)) and verify that you have no debts (in Germany you’ll do this with the so-called “Schufa”) in general and also none from rent (you’ll have to ask for a document from your current place stating that you always paid). It is possible that you are asked to have somebody co-sign (mostly parents) or another form of rental guarantee. In addition you’ll need a copy of your personal details (e.g. passport). In the best case you’re a well-off, calm and neat couple (in Paris being married is a big plus) without pets.
One of the biggest differences is that Parisian renters can easily become owners and pay off their apartment instead of paying rent. In the case of my brother-in-law it was even cheaper to pay monthly rates than rent. That seems to be the case often and it’s common that your landlord offers you to buy the place after you have lived there for some time. Those apartments stay within the family to be kept or sold on. This feels relatively new to Berlin, even though it’s on the rise… just like the number of inhabitants. Due to all those new people coming to Berlin (I know, like me) space becomes rare, rents go up. The building of new apartments (and the much-needed renovation of old ones) is not fast enough. Fortunately Berlin is a lot “roomier” than Paris… it’ll take a while until the situations are on the same level, I guess. In addition Berlin is less focused on the centre. As everything in France flows towards Paris, all Paris is pushing towards its “middle” – Germany is federal and the districts of Berlin are, kind of, as well, in a way that every district has a centre of its own.

4 Kommentare:

  1. Gehaltsabrechnung? Schufa Auskunft? Dann wohne ich lieber außerhalb. Das ist ja krass. :-O

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  2. ja, finde ich auch ziemlich krass... leider ist das bei diesen vollen wohnungsmärkten "normal" und man spricht durchaus von "den üblichen unterlagen" o.O

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  3. sehr interessant - wuerde mich ja extremst freuen euch eines Tages in London begruessen zu duerfen, aber ich glaube London ist nochmal ne Nummer haerter als Paris es schon ist. Wir z.B. zahlen wesentlich weniger im Monat ab als die vergleichbare Miete waere. Aber jedes Land hat eben auch andere Prioritaten was Besitz angeht - in Deutschland mietet man gerne, in England (und anscheinend auch Frankreich) wird lieber gekauft.

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  4. Ein sehr schöner Vergleich - ich wohne relativ günstig außerhalb des Ringes und bin sehr glücklich damit! London damals war aber auch so eine Katastrophe...

    -Kati

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thanks for taking the time to leave a comment!